Arbeiten gehen oder zu Hause beim Kind bleiben?

Eine neue Studie von Laing und Bergelson (2019) untersucht den Einfluss der mütterlichen Erwerbstätigkeit auf die kindliche Sprachentwicklung
 

Zusammengefasst von Katharina Zahner

Haben Sie sich auch schon gefragt, ob die sprachliche Entwicklung Ihres Kindes davon beeinflusst wird, ob Sie als Elternteil Vollzeit oder Teilzeit arbeiten oder etwa in den ersten Jahren ganz zu Hause bleiben? Genau dieser Frage gingen zwei Wissenschaftlerinnen von den Universitäten Duke (USA) und Cardiff (Vereinigtes Königreich) nach (Laing & Bergelson, 2019). Hintergrund der Untersuchung ist die Tatsache, dass in England und den USA mittlerweile mehr Mütter in Teilzeit arbeiteten als zu Hause bleiben (ähnliche Entwicklungen zeichnen sich übrigens auch in Deutschland ab, siehe Familienreport des BMFSFJ 2017). Dadurch steigt wiederum der Anteil an Kindern, die in den ersten zwei Lebensjahren fremdbetreut werden – in Kitas, durch Tagesmütter oder andere Bezugspersonen. In ihrer Studie untersuchten Laing und Bergelson (2019) den produktiven Wortschatz von 44 amerikanischen Kleinkindern. Mit dem produktiven Wortschatz sind die Wörter gemeint, die ein Kind schon sagen kann (im Vergleich zum perzeptiven Wortschatz = Wörter, die ein Kind schon versteht). Aufgenommen wurden die Kinder (21 Mädchen, 23 Jungen) mit kleinen Rekordern, die an ihrer Kleidung befestigt wurden, während sie zu Hause spielten. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der produktive Wortschatz bei Kindern, die eine „gemischte“ Betreuung erhalten (durch Mütter UND eine Art von Fremdbetreuung), größer war als der Wortschatz von Kindern, die ausschließlich fremdbetreut oder ausschließlich durch die Mutter betreut werden. Die Mischung scheint also ausschlaggebend zu sein! Die Wissenschaftlerinnen leiten aus ihren Ergebnissen ab, dass vor allem qualitativ hochwertige Mutter-Kind-Interaktion von Vorteil für den frühen Wortschatz ist, aber vor allem auch die Tatsache, Sprache von vielen verschiedenen Personen zu hören, d.h. hohe Variabilität im Input.

Originalartikel:  
Laing, C., & Bergelson, E. (2019). Mothers’ work status and 17‐month‐olds’ productive vocabulary. Infancy, 24

, 101-109. onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/infa.12265

In der Zusammenfassung zitierte Literatur:
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), ed. (2017). Familienreport 2017. Berlin.