Die Auswirkungen der Sprachentrennung im Input auf die frühe lexikalische Entwicklung von zweisprachigen Kindern

Zusammengefasst von Meiqiao Li

Die Frage, wie sich die Sprachwahl der primären Bezugspersonen auf die lexikalische Entwicklung von Kindern auswirkt, wird schon seit Langem diskutiert. Der französische Linguist Maurice Grammont hat vorgebracht, dass das eine Person, eine Sprache Prinzip (z.B. die Mutter spricht nur Sprache A, der Vater nur Sprache B mit dem Kind) wichtig für den erfolgreichen Erwerb von zwei Sprachen ist (siehe Ronjat 1913). Bis heute wird der Effekt dieses Prinzips vielseitig erforscht und diskutiert. Zwei Wissenschaftlerinnen (Carbajal & Peperkamp 2020) haben in Paris eine Studie durchgeführt, in der der Einfluss der Sprachentrennung auf den frühen Spracherwerb von zweisprachigen Kindern untersucht wurde.
In ihrer Studie haben Carbajal und Peperkamp (2020) 58 Kinder getestet, die alle 11-Monate alt waren und mit Französisch und einer weiteren Sprache aufwuchsen. Alle Kinder wohnten in oder in der Nähe von Paris. Zuerst wurde ein Fragebogen von den Eltern gefüllt, um die Hintergrundinformation zum sprachlichen Umfeld der Kinder zu sammeln. Mithilfe einer Tagebuchmethode, die bereits früher von Place und Hoff (2011, 2016) genutzt wurde, wurden weitere Information zum Spracheninput gesammelt. Die Eltern mussten zwei Tage in einer Woche auswählen: einen typischen Tag unter der Woche und einen Wochenend-Tag. Die Eltern schrieben alle 30 Minuten auf, wer mit dem Kind gesprochen hat und welche Sprache verwendet wurde. Außerdem spezifizierten sie die Sprache, die mit dem Kind gesprochen wurde, und die Sprache, die mit anderen Personen gesprochen wurde, während das Kind dabei war. Um die Wortschatzgröße der Kinder zu messen, bekamen die Eltern eine Liste von Wörtern und gaben an, welche Wörter davon ihr Kind verstand.
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die getrennte Nutzung der beiden Sprachen eine positive Auswirkung auf die Wortschatzgröße der 11-Monate alten Kinder hat. Je weniger die Bezugsperson die zwei Sprachen gemischt nutzt, umso größer ist der Wortschatz der Kinder. Außerdem können andere Eigenschaften des Inputs in der Sprache, die die Kinder neben Französisch erwerben, wie z.B. die Menge des mütterlichen Inputs, die Wortschatzentwicklung in dieser Sprache fördern.

Originalartikel:
Carbajal M.J., Peperkamp S. (2020). Dual language input and the impact of language separation on early lexical development. Infancy, 25(1), 22-45. doi: https://doi.org/10.1111/infa.12315

In der Zusammenfassung zitierte Literatur:
Ronjat, J. (1913). Le Développement du Langage Observé chez un Enfant Bilingue. Partis, France: H. Champion.
Place, S. & Hoff, E. (2011). Properties of dual language exposure that influence 2‐year‐olds' bilingual proficiency. Child Development, 82(6), 1834–1849.
Place, S. & Hoff, E. (2016). Effects and noneffects of input in bilingual environments on dual language skills in 2 1/2‐ year‐olds. Bilingualism: Language and Cognition, 19(5), 1023–1041.